Kolumne: Über Lieder und Bücher

 


Lieder sind, neben Büchern, meine liebste Literaturgattung. Ja, ich bezeichne sie als diese, denn Songtexte sind für mich wie Gedichte. Sie erzählen Geschichten von Liebe, Leid, Verlust, Freundschaft, Glück, Freude, Trauer, Mut, Stärke, ... beliebig fortzusetzen. Sie berühren das Herz und die Seele mindestens ebenso stark, wie Bücher und rufen Emotionen hervor, die einem bis unter die Haut reichen können. Und das quer durchs Gemüsebeet - Hard Rock, Female Vocalists, Klassik, Pop, Heavy Metal, Indie, HipHop - jeder Mensch hat seine Favouriten und wird auf unterschiedliche Weise in den Bann gezogen. Nicht anders als bei Büchern.

Dass Musik ein starkes Transportmittel darstellt, dürfte jedem bewusst sein. Besonders in der Filmindustrie ist Musik nicht wegzudenken. Habt ihr euch schon mal eine Filmszene angesehen, ohne dass die entsprechende Musik im Hintergrund läuft? Manchmal findet man in den Outtakes oder im Bonusmaterial solche Sequenzen - und ganz ehrlich: Es wirkt total affig ohne das passende Lied dahinter! Es wirkt leer und tot. Da ist nichts lebendiges mehr (da fragt man sich doch manchmal, ob das eigene Leben ohne Musik genauso langweilig wäre - Himmel, Hilfe!). Musik verstärkt Botschaften in jeglicher Hinsicht, verleiht der gespielten Szene Dynamik und Bedeutung. Romantische Violinen beim ersten Kuss, traurige Klaviersonaten tief in der Nacht, wilde Beats auf jeder Party. Wieso also sollte das nicht auch bei Büchern funktionieren?

Saphirblau - Gideon und Gwendolyn standen ganz nah beieinander, tanzten miteinander und küssten sich ein zweites Mal, während über Kopfhörer "Halleluja" von Jon Bon Jovi lief. Fifty Shades of Grey - Christian und Anna geben sich ihren Sinnen zu Thomas Tallis hin. Sommerflüstern - Hunter und Taylor fuhren mit "Don't stop believin'" von Journey in ihre gemeinsame Zukunft. Das Mädchen aus der 1. Reihe - Ben schrieb für sein Mädchen aus der ersten Reihe den Song "Unvergleichlich", mit dem er nicht nur berührte, sondern auch so viel Wahrheit sprach. 

Die Buchwelt ist voll von alten und neuen Liedern. Und auch wenn wir sie nicht real hören, summen sie in unseren Herzen im Einklang mit der Geschichte. 

Mittlerweile liegt mein Tablet stets neben mir, wenn ich ein Buch lese. Taucht ein Liedtitel innerhalb einer Geschichte auf, passieren vier Dinge: Youtube öffnen, Sucheingabe, Klick, Anhören. Eine Eigenart, die sich schon vor Monaten bei mir eingeschlichen hat. Nicht nur, weil ich wissen möchte, wie das Lied klingt. Ich will es in dieser Situtation innerhalb des Buches selbst erleben. Es verstärkt das Geschehene und hilft mir dabei, mich voll auf die innere Kinoleinwand einzulassen. Ich bekomme Gänsehaut, gute Laune, empfinde Freude oder Trauer. Es versetzt mich in die Gefühlslage der Protagonisten.

Und was wünscht man sich mehr, als mit seinen Lieblingshelden verbunden zu sein?


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