Rezension: Verdammt. Vereint.

 

V E R D A M M T.  V E R E I N T.

Simona Dobrescu

Ich wurde erwählt. Ich wurde gequält. Gejagt. Geprüft. Wir haben gewonnen. Nun ist alles in Gefahr. Doch diesmal halte ich die Trümpfe in der Hand. Und ich wende das Blatt ...

Morgan und ich - das ist Schicksal. Vielleicht, weil ich ein guter Mensch bin, vielleicht, weil ich seiner dunklen Seele die Waage halte. Oder vielleicht, weil ich weiß, was es bedeutet, stark zu sein. Zu tun, als ob. Ich bin Mimi. Morgan Vegards Freundin. Eine Nephilim. Die künftige Königin der Unterwelt. Und ich überlebe - kämpfe jeden Tag dafür, mein Geheimnis zu bewahren. Es schließt einen Jungen aus und einen ein. Lässt einen in mein Herz - und einen außen vor. Es hat die Macht meine Welt ins Chaos zu stürzen, kommt es jemals ans Licht. Aber obwohl es ein Tanz am Rande des Abgrunds ist, kann ich nicht anders. Mein Blick ist fest auf die Krone gerichtet. Darum drehe ich den Spieß um. Jetzt bin ich am Zug - und niemand hält mich auf.


 
Nachdem ich von "Verdammt. Verliebt." so gefesselt war, konnte ich es kaum erwarten, den zweiten Band in die Hände zu bekommen. Ich liebe die Schreibweise von Miss Dobrescu, was sich nun nach Lesen dieses zweiten Bandes auch nicht geändert hat, aber leider leider reichte er bei weitem nicht an den ersten Band heran. Die folgende Rezension enthält sicherlich erneut Spoiler, daher seid gewarnt. Ich möchte euch nichts vorwegnehmen!

Das Buch setzt nahtlos da an, wo Band 1 endete, nur ein paar Monate vorgespult. Wir beginnen mit Mimi, Morgan, Jared und Luke, die gemeinsam nach Hartford gezogen sind, ins Elternhaus von Mimi. Kein leichter Schritt für sie, wenn man bedenkt, dass ihre Familie bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist und das Haus voller Erinnerungen an diese steckt. Doch die drei Jungs tun ihr Möglichstes, damit sie sich nach und nach wohlfühlt. Unterstützt werden sie dabei von alten Freunden Mimis, wodurch ein neuer Freundeskreis entsteht. Doch sind diese alltäglichen Szenarien nicht die einzigen Aufgaben, die es zu stemmen gibt. Nach erfolgreichem Bestehen der Unterwelt-Prüfungen sind Morgan und Mimi Anwärter auf den Thron - beide gewöhnen sich an die Rolle des neuen Königspaars, auch wenn Mimi alles in der Macht stehende tut, um neue Strukturen und Ansichten im Vorhof der Hölle einkehren zu lassen. Sehr zum Missfallen der Dämonen, besonders Pharo hat ein Auge auf Mimi geworfen.


Die Geschichte an sich ist schnell zusammengefasst, denn im Grunde passiert nicht viel. Die Auseinandersetzung mit dem Alltag, die Rollenneufindung in der Unterwelt, die Konflikte mit den Dämonen. Der größte Anteil des Buches machen die inneren Konflikte von Mimi aus, was mir zuweilen dann doch etwas auf die Nerven ging. Und es kam oft zu Wiederholungen von Szenen oder Erinnerungen aus Band 1, hätte man diese weggelassen, wäre das Buch wohl um einiges dünner geworden. Aber beginnen wir der Reihe nach.

Der Schreibstil war wieder unverkennbar, sehr detailgenaue Beschreibungen, witzige Dialoge und fast philosophische Diskussionen zwischen den einzelnen Parteien. Allerdings muss ich dieses Mal eingestehen, dass ich bei manchen Gesprächen Schwierigkeiten hatte zu folgen. Zum einen lag es an den unzähligen Charakteren - all die alten Freunde und neuen Bekannten alle zusammen auf einem Haufen und schon war mein gedankliches Chaos perfekt. Ich musste mich immer wieder dran erinnern, wer jetzt genau wer war. Zudem manchmal nicht ersichtlich wurde, wer genau welchen Satz gesagt hat. Das hat mich oft aus dem Lesefluss rausgebracht. Vielleicht hätte ein kleines Glossar geholfen mit kurzen Charakterbeschreibungen. Zum Anderen gab es nicht wenig Rechtschreib- und Grammatikfehler - manchmal fehlten ganze Wörter, aus Pharo wurde mal Pharao, Buchstaben blieben verschollen, mancher Satzbau undurchsichtig. Das alles führte öfters dazu, dass ich raus war. Und das hat mich etwas geärgert, weil das den Lesegnuss geschmälert hat.

Sehr schön empfand ich die Zusammengehörigkeit von Morgan, Jared, Luke und Mimi. Die Vier bewegten sich im Buch als Einheit, zumindest augenscheinlich. Wird einer angegriffen, stehen kurze Zeit später alle vier vor dem Gegner (oder Gesprächspartner, ich sag nur Blondie). Jeder würde sich bedingungslos für den Anderen opfern, ihn schützen und in Sicherheit wiegen. Das waren Momente, die ich mit Geborgenheit im Buch verbrachte. Absolute Loyalität. Wer wünscht sich nicht eine handvoll Menschen, oder doch zumindest einen Menschen, der sich so absolut bedingungslos für einen einsetzt und immer beiseite steht, in guten und schlechten Momenten.

Die Charaktere verloren leider etwas an Glanz. Zumindest manche. Vor allem Morgan hat mich enttäuscht. Natürlich sehe ich ein, dass er sich durch Mimi geändert hat, er neue Ansichten gewonnen hat und dadurch auch milder handelte. Aber bitte, was war das für ein Weichspülprogramm? Er ist Sohn des Luzifer, König der Unterwelt - wovon man im Buch kaum etwas gemerkt hat. Er nutzt Wortgefechte, um Menschen zu denunzieren - okay, das fand ich gut, ich mag keine Gewalt. Aber sonst war er ein absoluter Softie. 80% seiner Gedanken und Gespräche bestanden aus Liebesbekundungen und wie toll Mimi ist, dass er sie immer schützen wird und wie sehr sie ihn verändert hat. Zwischendurch mal ein paar Seelen zu Sternschnuppen verpulvert. Das wars. Erst am Ende konnte man den alten Morgan wieder ein Stück weit erahnen, aber das war mir persönlich zu spät. 

Über Mimi denke ich sehr zwiegespalten - einerseits hat sie mich genervt, aber andererseits konnte ich sie absolut verstehen. Sie ist ein Mensch, oder war es, je nachdem, und als Mensch weist man Schwächen auf. Sie wurde in der Vorgeschichte (Band 1) immer in die Lage manövriert, beschützt zu werden - sie hatte den Drang sich selbst zu schützen, aber konnte es gar nicht, weil Morgan, Jared und Luke ihr immer zuvor kamen. Daher empfand ich es als sehr gut, dass sie endlich eigenständig handelte und die Chance ergriff, die Menschen, die sie liebt, selbst zu beschützen. Aber das "Wie" bereitet mir Kopfzerbrechen. Wieso die ganze Jared-Affäre? Ich habe Mimi zwischendurch dafür gehasst. Jared witzigerweise nicht - ich mag ihn, kanns nicht ändern. Ihm wünsche ich keine Mimi2, sondern noch viel mehr. Aber das nur nebenbei, ich schweife ab.

Ich bin kein Fan von Dreiecksgeschichten, ganz ehrlich. Selbst bei "Twilight" habe ich Band 2 konsequent überflogen, weil ich die ganze TeamJacob-oder-TeamEdward-Geschichte nervig fand. Sowas finde ich unnötig und auch unauthentisch. Denn in einem Band schwören sich Protagonisten die ewige Liebe und im nächsten Band wird das ganze plötzlich ins Wackeln gebracht, selbst wenns nur gespielt ist. Da frag ich mich, warum das nötig ist? Versucht man die Leser einzufangen, oder neue Leser damit zu gewinnen? Ich frage mich zudem, ob es nicht auch weitaus andere Lösungen für Mimis Probleme gegeben hätte. 

Was Miss Dobrescu sehr gut gelungen ist, sind die verschiedenen Emotionen der Charaktere zum Tragen zu bringen. Verzweiflung, Wut, Arroganz, Demütigung, Liebe und Freundschaft. Ich konnte mit jeder Faser mitfühlen, bin mit Mimi verzweifelt, mit Morgan explodiert. Und wenn man Jared so betrachtete... hach. Mein Herz ist nicht nur einmal gebrochen. 

Alles in allem war der zweite Band okay. Mehr leider nicht. Kein Vergleich zum ersten Band. Ich muss ehrlich eingestehen, dass man nicht wirklich etwas verpasst, wenn man ihn nicht liest. Daher bin ich nun auch skeptisch, was Band 3 betrifft, der wohl im nächsten Jahr erscheinen soll. Aber das ist nur meine persönliche Meinung und jeder sollte sich seine eigene Meinung bilden.


WERTUNG
3 von 5 Punkten


 
Verdammt. Vereint. | Simona Dobrescu |  27.11.2015 | Kindle


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