Rezension: Wenn du mich küsst

 

W E N N  D U  M I C H  K Ü S S T

Juliana Stone

Zwei verlorene Seelen. Ein heißer Südstaatensommer. Und nur seine Liebe kann sie erlösen. Seit dem Tod ihres kleinen Bruders versinkt Monroe in Trauer und Schuld. Auch ein herrlicher Sommer in Louisiana bei ihrer Großmutter wird das nicht ändern. Sie zieht sich immer weiter zurück – bis sie Nathan begegnet. Zwischen Monroe und dem attraktiven Bad Boy knistert es heftig. Aber sie spürt, dass auch auf Nathans Schultern eine schwere Last liegt …


 
Ich fand schon das Cover irgendwie süß, okay, gut... das Ravensburger-Logo erinnert mich immer irgendwie an Gesellschaftsspiele oder Puzzle... aber trotzdem war das Cover (und der Titel) ausschlaggebend, dass ich mir dieses Buch gekauft habe. Zudem war es das erste Buch, was ich von Miss Stone gelesen habe, daher bin ich relativ neutral in die Geschichte hineingetaucht. 

Das Buch erzählt die Geschichte von Monroe, die auf schicksalshafte Weise ihren kleinen Bruder verloren hat und sich seit diesem Tag mit Selbstzweifeln plagt. Sie hat sich von ihrem Umfeld vollkommen zurückgezogen. Im Grunde ist sie nur noch eine leere Hülle. Und so schicken ihre Eltern sie über die Sommerferien nach Louisiana zu ihrer Großmutter, in der Hoffnung, dass sie wieder zu sich selbst findet. Doch wer nicht gefunden werden will, weiß sich zu verstecken. Bis man auf jemanden trifft, der sich am selben Ort versteckt. Denn plötzlich steht Nathan vor ihr, verschwitzt und arrogant - mit genau demselben leeren Schimmer in seinen Augen, wie Monroe. Es wäre so einfach ihm eine Abfuhr zu erteilen und in den eigenen Kokon zurückzukriechen, wäre da nicht ihre Grandma, die beide auf ein vermeintliches Date schickt und damit Licht in die Dunkelheit bringt.

Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Monroe und Nathan geschrieben, was ich ja sehr mag. So erhält man Einblick in die Gedankenwelt des jeweils anderen. Selbst sprachliche Mittel zeigen hierbei Unterschiede: Nathans Kapitel sind vom Ausdruck her einfach auch "männlicher" gestaltet, etwas derber, kein seichtes Geplänkel. Monroe hingegen halt typisch "weiblich", netter, durchdachter... halt mehr Raum für Interpretation. Es gefiel mir wirklich sehr und ich fand schnell Zugang zu beiden Hauptcharakteren und somit auch zur Geschichte.

Die Geschichte baut sehr schön aufeinander auf. Man erfährt relativ zu Beginn bereits, dass beiden Hauptprotagonisten etwas zugestoßen ist, was sie zum Stillstand gebracht hat. Doch erst im Laufe des Buches werden die Details und Hintergründe gemeinsam aufgedeckt. Es sind authentische Geschichten, nichts wirkt an den Haaren vorbei gezogen. Es sind Geschichten, die jedem von uns passieren könnten, dadurch habe ich mich nicht zu weit von der Realität entfernt gefühlt. 

Die Charaktere sind sympathisch, eckig, kantig. Monroe wirkt auf den ersten Blick zurückhaltend und schüchtern, aber sobald sie den Mund aufmacht... tja, sie wirkt so trotzig, schlagfertig und selbstbewusst. Ich mochte diese Mischung. Sie verkriecht sich zu Beginn in sich selbst, badet in Selbstmitleid, lässt sich gehen. Und selbst das wirkt so authentisch. Nathan hingegen wirkt arrogant, selbstgefällig und oberflächlich - doch zeigt sich schnell, dass dahinter so viel mehr steckt. An seinem Charakter wird deutlich, wie schnell sich ein Mensch hinter der Einfachheit der Dinge versteckt... sei es nun eine Beziehung mit einem Menschen zu führen, den man nicht liebt, nur um sich nicht mit tieferen Gefühlen auseinandersetzen zu müssen oder ständig Party zu machen, um sich dem Ernst des Lebens zu entziehen. Im Laufe des Buches erlebt man Nathans Gedankenwandel und seinen wachsenden Mut, sich den Dingen zu stellen, statt vor ihnen wegzulaufen. 

Natürlich ist diese Idee a la "beide Protagonisten müssen sich ihrer Vergangenheit stellen" nicht neu, im Gegenteil. Aber ich finde es hier wirklich schön umgesetzt. Die Beziehung der Beiden von "Sprich mich bloß nicht an" bishin zu "Bitte sprich mich immer an!" ist schön mit anzusehen. Sie entdecken ineinander die selbe Leere, eine Gemeinsamkeit, die sie miteinander verbindet. Sie schlagen eine Brücke und gehen aufeinander zu. Und dabei ging es vordergründig nicht mal um die Liebe, viel mehr darum, diesen einen Menschen zu retten. Monroe, die mit sich selbst so völlig überfordert war, zeigte in Bezug auf Nathan so viel Zuversicht, investierte ihre Energie und Hoffnung in seine Fortschritte, dass sie dabei unweigerlich selbst zu heilen und vor allem zu verstehen begann. Manchmal nahm sie dabei auch keine Rücksicht auf ihn, aber nur genau deshalb, weil sie wusste, was er brauchte, ohne dass er es zugegeben hätte. Diesen Prozess konnte man gut nachvollziehen und mitverfolgen.

Ich mochte das Buch, die schönen Dialoge und das ganze drumherum. Mir hat das I-Tüpfelchen gefehlt, kann aber nicht mal genau benennen, was ich damit meine. Es reichte einfach nicht für eine volle Bewertung. Dennoch hat sich der Kauf wirklich gelohnt.


WERTUNG
4 von 5 Punkten

 
Wenn du mich küsst | Juliana Stone | 18.05.2016 | Kindle



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